Historische Entwicklung

von Damals bis zum Heute

Fügen in Prähistorischer Zeit

Fuegen_Beginn19Jhdt.jpg

Fügen Beginn des 19. Jahrhunderts

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts vor Christus drangen vermehrt Menschen auf der Suche nach Kupfer in den Alpenraum vor. In diese Zeit fallen auch die Spuren einer erstmaligen Besiedelung des heutigen Gemeindegebiets von Fügen.

Ein 1982 in Kapfing im Zuge eines geplanten Hausumbaus gefundenes Urnenfeld lässt sich auf das 12. Jahrhundert vor Christus datieren, bis heute erhaltene vorrömische Ortsnamen weisen ebenfalls auf eine frühe Besiedelung hin.

Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass bedingt durch die Möglichkeit zum Abbau von Kupfer (es gibt entsprechende Funde oberhalb von Schlitters) in weiterer Folge der Talboden für Ackerbau- und Viehzucht genutzt wurde, und seit dieser Zeit ununterbrochen Menschen im Gemeindegebiet von Fügen Siedlungen errichtet haben.

Im Zuge der Eroberung des Alpenraums durch die Römer in den Jahren 16/15 vor Christus, bildete der Zillerfluss die Grenze zwischen den nun neu errichteten Provinzen Noricum (östlich des Zillers) sowie Rätien (westlich des Zillers). Aus dieser Zeit sind keine Bodenfunde erhalten, rätoromanische Flurnamen deuten aber auch hier auf eine kontinuierliche Besiedelung hin.

Nach dem völkerwanderungsbedingten Zusammenbruch des Römischen Westreichs im Jahre 476 nach Christus drangen in den folgenden Jahrhunderten vermehrt Bajuwaren in das Inn- und Zillertal vor. Die vorhandenen Siedlungen wurden systematisch ausgebaut, christliche Missionare nahmen ihre Tätigkeit auf. Abgeleitet vom Verlauf der ehemals römischen Provinzen bildet der Zillerfluss auch heute noch die Grenze zwischen den katholischen Diözesen Salzburg und Innsbruck (vormals Brixen)

Fügen im Mittelalter

Urkundlich wird Fügen als „Fugine“ erstmalig in einem Schriftstück während der Amtszeit des Brixner Bischofs Reginbert erwähnt (Amtszeit 1130-1140), der Name Zillertal taucht bereits 889 als „Cilarestal“ in einem Schriftstück des Deutschen Königs Arnulf auf.

Kirchlich der Diözese Brixen (heute Innsbruck) zugeordnet, war Fügen bis 1803 staatsrechtlich Salzburg zugeteilt. Jener Teil des Zillertals, der nicht salzburgisch verwaltet wurde, gehörte ursprünglich zum Besitz der bayerischen Grafen von Andechs. Als das Adelsgeschlecht ausstarb, wurde dieser Besitz an Graf Meinhard von Tirol übergeben, somit kam der nichtsalzburgische Teil des Zillertals erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts zu Tirol.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung gehörte im Mitteltaler dem Bauernstand an, man hielt Rinder, Schweine, Pferde, Schafe, Ziegen, Hühner, Gänse, Enten und sonstige Kleintiere, Milchwirtschaft und auch der Ackerbau spielten ein große Rolle, so ist der Anbau von Roggen und Gerste erstmals 1288 urkundlich verbrieft. Obst wurde in den zahlreichen Branntwein- bzw. Schnapsbrennereien verarbeitet. Die Ursprünge des heute noch berühmten Schnapsls reichen somit bis ins Mittelalter zurück.

Die Urkunden aus dieser Zeit beschäftigen sich meist mit kirchlichen Angelegenheiten, aus ihnen kann jedoch auch der Nachweis von zumindest 4 in Fügen beheimateten Adelsgeschlechtern erbracht werden. Diese haben jedoch das 15 Jahrhundert nicht überlebt, ihre adeligen Ansitze wurden in der Folge von der bäuerlichen Bevölkerung genutzt und baulich stark verändert.

Zu Beginn des 12 Jahrhunderts gehen Schätzungen von einer Bevölkerungszahl von ca. 400 Personen für das Gemeindegebiet von Fügen aus, zu Ende des Mittelalters hat sich die Einwohnerzahl um ca. 50 % erhöht.

Fügen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert

Am Ende des 15. Jahrhundert änderte sich die Zusammensetzung der Bevölkerung zunehmends. Zu den in der Landwirtschaft Beschäftigten gesellten sich mehr und mehr Arbeiter in den in Kleinboden errichteten Eisenabbau- und Verhüttungsbetrieben. Stellten Anfangs bäuerliche Betriebe alles Benötigte selbst her, übernahmen spezifische Tätigkeiten nun vermehrt Gewerbebetriebe wie Schmieden, Schlosser und Mühler. Durch die Zunahme der Bevölkerung wurden auch vermehrt Gaststätten mit Branntwein- und Schnapsausschanken errichtet.

Aber auch Gärbereien, Metzgereien, Bäcker, Hut- und Schuhmacher, ein Wagner bzw. Rädermacher und eine Weberei waren im Ort ansässig.

Seuchen, der 30 Jährige Krieg und sonstige Faktoren beeinflussten das Weh und Wohl der Gemeindebürger. Ein sichtbarer Aufschwung ist in der 2. Hälfte des 17. Jahrhundert festzustellen, aus dieser Zeit stammt auch das Fügener Barockschloss, das aus Gewinnen der nun blühenden Kleinbodener Bergwerksbetriebe finanziert wurde.

Zillertaler Wanderhändler waren fixe Abnehmer der Betriebe im Ort, die Basis des Handels bildeten landwirtschaftliche Produkte, später wurden auch im Zillertal aus Kräutern hergestellte Arzneien in alle Welt verkauft.

Für das Gemeindegebiet von Fügen gibt es aus dieser Zeit Aufzeichnungen, die für 1637 rund 680 Einwohner vermerken, 1777 sind bereits 917 Personen ständig in Fügen wohnhaft.

19. Jahrhundert bis zum Ende des 1. Weltkrieges

Fuegen_Ende19Jhdt.jpg

Fügen Ende des 19. Jahrhunderts

Bedingt durch die Napoleonischen Kriege wurde die staatsrechtliche Situation der Zillertaler noch verwirrender. Die bisher zu Salzburg gehörenden Teile kamen 1803, als das Erzbistum Salzburg im so genannten Reichtsdepuationshauptschluß aller weltlichen Besitzungen verlustig wurde, an einen Nebenlinie der Habsburger.

Bereits 1805 im Vertrag zum Pressburger Frieden gingen diese Teile wieder an Österreich, da Salzburg Österreich angegliedert wurde. Da jedoch Österreich im Rahmen dieses Friedensvertrags auf Tirol verzichtet hatte, gingen die bisher tirolerischen Besitztümer an Bayern.

Auch der fehlgeschlagene Aufstand der Tiroler im Jahre 1809 änderte nichts an dieser Situation, da nun auch Österreich den Krieg gegen Napoleon verloren hatte, gingen auch die Salzburger Besitztümer nun an Bayern und das ganze Zillertal unterstand nun erstmalig einer einzigen Staatshoheit.

Doch auch Napoleons Siegeszug hatte sein Ende, 1813 musste Bayern Tirol im ehemals übernommenen Umfang an Österreich zurückgeben, am 14. April 1816 auf die Salzburger Gebiete verzichten. Seit diesem Tag gehört Fügen zu Tirol, am 22. April 1816 wurden die ehemals salzburgischen Teile des Zillertals durch einen Erlass des Kaisers Tirol zugesprochen. Obwohl Nachbarorte in den Kriegen von Bayerischen Truppen niedergebrannt wurden, verdankt Fügen der klugen und umsichtigen Gemeindeführung, von diesem Schicksal verschont geblieben zu sein.

In den Jahren nach dem Krieg erfolgte eine Reihe von vom Kaiser erlassenen Verwaltungsreformen, Fügen wurde 1817 Sitz eines „k.k. Landgerichts“.  1850 wurde die Trennung von Verwaltung und Justiz vorgenommen, Fügen war ab 1854 Sitz eines gemischten Bezirksamts, 1868 wurde daraus das neue Bezirksgericht Fügen, die politische Verwaltung übernahm die nun neu geschaffene Bezirkshauptmannschaft Schwaz.

Die Bevölkerung bekam nun vermehrt die Auswirkungen des Krieges zu spüren, die Bedeutung der Kleinbodener Betriebe nahm zusehends ab, der Wanderhandel brach ein und auch die Möglichkeit billiges Getreide aus Ungarn (angeliefert von der Mitte des 19. Jahrhunderts im Inntal errichteten Eisenbahn) zu importieren, machte den Ackerbauern das Leben schwer. Aus Ackerbauern wurden Viehbauern, da hierfür jedoch wesentlich weniger Personal benötigt wurde, gingen viele Arbeitsplätze verloren.

Es kam zu einer Auswanderungswelle, viele zog es zu den Industriebetrieben ins Inntal, einige versuchten ihr Glück in anderen Teilen der Monarchie. Aber auch in Übersee versuchten einige ihr Glück.

Gestoppt wurde diese Bewegung erst durch den ab 1900 aufkommenden Tourismus. Zahlreiche Reiseschriftsteller aber auch der Bekanntheitsgrad der aus Fügen stammenden Zillertaler Nationalsänger „Rainer“ weckten das Interesse der nun aus den Städten in die Natur strömenden Menschen. Der Bau der Zillertalbahn trug das seine dazu bei, 1914 gab es in Fügen bereits 7 Gasthöfe mit 125 Betten sowie etliche Privatzimmervermieter mit insgesamt 120 Betten. Fügen gehörte somit zu den bedeutendsten Fremdenverkehrsorten des Tales.

In dieser Zeit wurden viele Sommervillen in Fügen errichtet, aber auch in Infrastruktur wie Telegrafenleitung, später Telefonleitung und verbesserte Straßen wurde investiert. 1901 ging in Kleinboden ein Elektrizitätswerk in Betrieb. Die Häuser wurden zunehmends in Stein- und nicht mehr in Holzbauweise errichtet.

Ein Spital wurde errichtet, Wasserleitungen (mit Hydranten für die Feuerwehr) verlegt, Dorfbrunnen errichtet und kurz vor dem Krieg 1914 ein neues Schulgebäude fertiggestellt. Für diese Bauvorhaben waren Darlehen nötig, am 01. Jänner 1903 nahm die neu gegründete Raiffeisenkasse Fügen den Betriebe auf.

Der Boom in Fügen wurde jäh vom ersten Weltkrieg beendet, an die 70 Fügener verloren in den Kriegsjahren 1914 – 1918 ihr Leben.

Ende erster bis Ende zweiter Weltkrieg

Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg war auch in Fügen geprägt von Inflation und Armut. In Fügen lebten ca. 700 Personen, die sich nicht selbst mit den Grundnahrungsmitteln versorgen konnten, zusätzlich vorgeschriebene Getreidelieferungen an die Landesbehörden verschärften die Lage. Defizitäre Betriebe wie das Spital mussten geschlossen werden, neue Abgaben wurden von der Gemeinde eingehoben.

Ein Besserung der Lage ergab sich erst ab 1924 mit Einführung des „Schilling“ als neue Währung. Das alte Schulhaus wurde zum Gemeindehaus umgebaut, hier zogen auch die Raiffeisenkasse und und die Post ein. Ein neues Elektrizitätswerk verbesserte die Stromversorgung, die Straßenbeleuchtung wurde wieder eingeführt.

Der Fremdenverkehr wurde systematisch wieder aufgebaut, 1932 konnte Fügen an die 7000 Nächtigungen verzeichnen. Beendet wurde der Aufschwung vom Ausbruch des zweiten Weltkrieges, in dem über 100 Fügener ihr Leben verloren

Ende zweiter Weltkrieg bis heute

Nach Ende des zweiten Weltkriegs waren zahlreiche Flüchtlinge in Fügen untergebracht, Hauptproblem dieser Zeit waren die chaotische Situation am Wohnungsmarkt aufgrund der nun herrschenden Überbevölkerung und das mangelnde Angebot an Nahrungsmitteln.

Doch auch diese Probleme bekam man in den Griff, Anfang der 50er Jahre mussten die ersten Anläufe zu einem Bebauungsplan gemacht werden, um der stark gestiegenen Bautätigkeit (aufgrund der großen Zunahme der Bevölkerung) Herr zu werden.

Auch der Fremdenverkehr wurde wieder angekurbelt, hier jedoch ausschließlich der Sommertourismus, da noch keine Ski-Liftanlagen gebaut waren.

Eine Änderung der Lage ergab sich 1961/62 mit Eröffnung der Skianlagen in Hochfügen und 1973/74 mit Eröffnung der Skianlagen am Spieljoch. Jedoch erst im Winter 87/88 konnte man mehr Winter- als Sommernächtigungen zählen.

Steigende Nächtigungszahlen veränderten allmählich das Dorfbild, wo man hinschaute wurde gebaut. Die Infrastruktur wurde laufend verbessert, das Freischwimmbad ergänzte zusätzlich das gute Sommer-Angebot.

Auch die Bevölkerung wurde nicht von den Veränderungen verschont, immer mehr Beschäftigte wechselten von Land-/Forstwirtschaft in die Bereiche Industrie/Gewerbe/Gastgewerbe.

Neue Schulen, Kindergärten und das Altersheim belegen die gute Arbeit der Gemeinde im sozialen Sektor.

Heute ist Fügen ein vom Tourismus und der Landwirtschaft geprägter Ort mit zahlreichen gewerblichen Klein- und Mittelbetrieben, die direkt oder indirekt vom Tourismus leben. Aber auch die ansässige  Industrie bietet attraktive Ganzjahresarbeitsplätze. Ständig steigende Einwohnerzahlen sind Beleg für die Attraktivität von Fügen als Wohnort

Heimatmuseum Fügen

Nähere Informationen über die interessante Geschichte von Fügen und eine große Zahl von Exponaten findet man im HEIMATMUSEUM FÜGEN.